Muli bwanji? – Wie geht es euch?

Ndili bwino! – Mir geht es gut! Mir geht es wirklich sehr gut in Malawi und mir graut es schon davor, in ca. drei Monaten nach Deutschland zurückfliegen zu müssen. Die Zeit vergeht wie im Flug und mir kommt es nicht so vor als wäre ich schon seit einem Dreivierteljahr hier.

Im Februar haben wir von zwei ehemaligen MaZ’lerinnen Besuch bekommen. Eine von ihnen hat selbst vor vier Jahren in Guilleme ihr MaZ-Jahr verbracht. Sie sind aufgrund des Zwischenseminars gekommen, welches ein Teil des MaZ-Programms von „weltwärts“ ist. Das Seminar findet immer nach etwa sechs Monaten statt, diesmal in Carmel in der Nähe von Kasungu, und wird von den Franziskanerinnen aus Salzkotten gestaltet. Sowohl für die MaZ’ler der Franziskanerinnen, die in Malawi leben, als auch für Freiwillige von anderen deutschen Organisationen, die einen Freiwilligendienst in Malawi oder Mosambik leisten, wurde das Seminar organisiert. Insgesamt haben etwa 20 Freiwillige teilgenommen. Aus Deutschland waren für das Seminar drei Teamer, also ehemalige MaZ‘ler, und eine Schwester der Franziskanerinnen aus Salzkotten angereist. Da wir zu diesem Zeitpunkt schon bereits seit knapp sieben Monaten in Malawi bzw. Mosambik lebten, gab es viele Themen, die wir im Seminar besprechen konnten. Dabei hatten wir die Möglichkeit selbst zu entscheiden, welche Themen in den Diskussionen Platz finden sollten, sodass wir die Gestaltung des Seminares an unsere Wünsche anpassen konnten. Durch die verschiedenen Freiwilligen habe ich auch von vielen anderen Erfahrungen gehört und gerade die Erzählungen der Freiwilligen aus Mosambik haben mich beeindruckt und mich noch einmal erkennen lassen, wie unterschiedlich Malawi und Mosambik sind, obwohl sie sich eine Grenze teilen. Mir wurde einmal mehr bewusst, wie vielfältig und verschieden die zahlreichen Länder in Afrika doch sein können.
Im Zwischenseminar haben wir viele Themen besprochen, darunter z.B. das Zusammenleben im Projekt, Liebe und Freundschaft, das erste halbe Jahr in einer anderen Kultur, aber auch Abschied, Wiederankommen in Deutschland und unsere Zukunft. Für das Thema Entwicklungszusammenarbeit ist eine Mitarbeiterin der deutschen Botschaft in Malawi zu Besuch gekommen, der wir Fragen stellen konnten.

 

Das Flüchtlingscamp Dzaleka
Das Flüchtlingscamp Dzaleka
Ein zentraler Platz im Camp
Ein zentraler Platz im Camp

Außerdem haben wir einen Ausflug in das Flüchtlingscamp „Dzaleka“ (= „Where everythings stops“) gemacht. Der Name kommt von dem früheren Gefängnis, das es einmal war. Insgesamt leben dort ca. 38.000 Geflüchtete, von denen allein 20.000 aus dem Kongo stammen. Darüber hinaus kommen die Menschen aus Somalia, Burundi, Ruanda, Äthiopien und weiteren Ländern. Jeden Monat wächst das Camp um ca. 500 neue Geflüchtete. Wenn die Menschen genug Geld zusammen haben, erhalten sie die Chance, mithilfe des Camps nach Kanada, USA, Australien oder in die Schweiz zu gehen. Das Gelände kam mir vor wie eine kleine Stadt. Es gibt Wohnhäuser, ein Krankenhaus, Schulen, kleine Läden und einen Markt. Es gibt ca. 60 Kirchen im Flüchtlingscamp, die von den Menschen dort selbst gestaltet werden.

Einer meiner schönsten Momente war, als ich nach dem Zwischenseminar wieder in Guilleme angekommen bin. Ich wurde zusammen mit den Freiwilligen aus Ludzi von einer Schwester abgeholt. Als wir auf das Schulgelände kamen, sind die Mädchen dem Minibus bis vor unsere Haustür hinterhergerannt. Sie haben sich sehr gefreut, dass wir endlich wieder zuhause waren. Die Mädchen haben direkt vor der Tür des Minibusses gewartet und viele glückliche Gesichter und Umarmungen kamen auf uns zu, als wir ausgestiegen sind. Obwohl ich nur eine Woche weg war, war ich sehr froh und glücklich, wieder bei den Mädchen zu sein.

 

Zurück in Guilleme
Zurück in Guilleme

Ein paar Wochen später wurde schon der zweite Term geschlossen. Das heißt, dass zwei Drittel des Schuljahres schon vorbei sind. Wie beim „closing“ des ersten Term wurden aus allen Jahrgangsstufen die Mädchen aufgerufen, die den Term bestanden hatten. Danach ging es ziemlich schnell, denn die Boarding-Mädchen wurden von ihren Eltern abgeholt, um die Osterferien zu Hause zu verbringen. Der Abschied fiel mir diesmal noch schwerer als nach dem ersten Term, da mir diesmal bewusst war, dass nicht alle Mädchen nach den Ferien zurückkommen würden. Gründe dafür sind u.a., dass den Eltern das Geld für die Schule fehlt oder dass die Kinder zuhause oder auf dem Feld arbeiten müssen. Zu wissen, dass ich mich von den Mädchen, die mir sehr ans Herz gewachsen sind, schon jetzt verabschieden muss, fällt mir sehr schwer.

 

Saint Michael and All Angels Church in Blantyre
Saint Michael and All Angels Church in Blantyre

Obwohl ich traurig war, dass die Mädchen gingen, habe ich mich zugleich auch auf den bevorstehenden Urlaub gefreut. Mit einer Freundin, die in Madisi im Krankenhaus arbeitet, habe ich mich am nächsten Tag in Lilongwe getroffen. Wir waren für eine Woche im Süden von Malawi unterwegs. Zunächst sind wir nach Blantyre in der südlichen Region des Landes gefahren, welches mit ca. 1 Million Einwohnern die größte Stadt in Malawi ist. Dort haben wir zwei Tage verbracht und sind dann weitergereist zum Berg Mulanje an der Grenze zu Mosambik. Der Mulanje ist mit einer Höhe von 3002 Metern der höchste Berg in Malawi und zugleich auch in Zentralafrika. Er ist umringt von grünen Teeplantagen, da Tee, Tabak, Zucker und Mais die Hauptexportgüter Malawis sind.

 


Die Likhubula-Seen am Berg Mulanje
Die Likhubula-Seen am Berg Mulanje

Auf dem Mulanje sind wir in den Likhubula-Seen geschwommen und haben eine Wanderung zu dem Wasserfall „Dziwe wa Nkalamba“ gemacht. Um den Gipfel zu besteigen, braucht man zwei Tage, was wir dann nächstes Mal vielleicht vorhaben. Nach Mulanje haben wir uns dazu entschieden, noch ein paar Tage am Malawisee zu genießen. Wir sind nach Cape Maclear gefahren, was einer der touristischsten Orte am Malawisee ist. Dort haben wir eine Bootstour gemacht, auf der wir Seeadler füttern konnten, geschnorchelt sind und den „Otter‘s Point“ im National Park Malawisee besucht haben. In der restlichen Zeit dort haben wir uns entspannt und unseren Urlaub genossen.

Der dritte Term fing am 16. April an. Die Mädchen kehrten aufs Boarding zurück und brachten endlich wieder Leben nach Guilleme. Ich war froh, so viele Mädchen wiederzusehen, aber gleichzeitig auch besorgt und traurig, weil manche nicht zurückgekehrt sind. Auch auf meine Kolleginnen und Kollegen in der Schule habe ich mich gefreut und, obwohl ich gern noch mehr Zeit im Urlaub verbracht hätte, war es schön, wieder in meiner gewohnten Umgebung und in meinem Alltag zu sein.

 

Wie in Deutschland ist das Schuljahr für die Abschlussschülerinnen verkürzt. Die Mädchen aus Klasse acht hatten am 5. Mai ihren Abschluss. Es fand eine große Feier statt, zu der die Familien der Abschlussschülerinnen gekommen sind. Schon in der Woche davor waren wir alle mit den Vorbereitungen beschäftigt. Die Mädchen haben Gedichte, Dramen und Tänze eingeübt, die sie aufführen wollten. Die „dining hall“, in der die Feier stattfand, wurde geschmückt, und auch das Boarding- und Schulgelände wurden dekoriert. Jedes der 119 Mädchen aus dem Abschlussjahrgang hat von meiner Projektpartnerin und mir eine von uns gebastelte Krone geschenkt bekommen. Zudem wollten einige Mädchen, dass auch wir einen Tanz mit ihnen zusammen vorbereiten, auf ausdrücklichen Wunsch der Mädchen einen traditionellen deutschen Tanz. Da wir in Deutschland aber keine ähnlich traditionellen Tänze haben, wie es sie hier in Malawi gibt, haben wir uns dazu entschieden, den Mädchen den Tanz zu dem Lied „Cowboy und Indianer“ von Olaf Henning beizubringen, den warscheinlich jeder in Deutschland kennt...

 

Die Abschlussfeier fing gegen 11 Uhr am Vormittag mit den Aufführungen der Tänze und Gedichte an, die die Mädchen selbst vorbereitet hatten. Nach dem Mittagessen ging es weiter mit einem kleinen Schauspiel der Mädchen, in dem sie ihre Lehrer in typischen Situationen nachspielten. Das Publikum musste erraten, um welchen Lehrer, welche Schwester oder Amama es sich handelte. Diese durfte dann auf die Bühne kommen und ihr wurde von den Abschlussschülerinnen ein Geschenk überreicht. Wie üblich werden die Geschenke hier übertanzt, sodass alle einmal auf der Bühne tanzen mussten, auch wenn sie es eigenlich nicht wollten. Auch unser Tanz mit den Mädchen hat gut geklappt und wir haben viel Lob dafür bekommen. Zum Ende hin wurde den Mädchen dann ein Zertifikat überreicht, mit dem ihnen bescheinigt wird, dass sie die achte Klasse der Primary School erfolgreich beendet haben.

Der Abschluss der Standard-8-Mädchen
Der Abschluss der Standard-8-Mädchen

Nach einigen Reden, u.a. vom Schulleiter und der Schülervertretung, war die offizielle Feier vorbei und die Musikanlage mit den Boxen wurde nach draußen verlegt, wo die Party weiterging. Es war ein sehr schöner Tag und es hat mich stolz gemacht zu sehen, wie glücklich die Mädchen waren und dass sie für ihre harte Arbeit belohnt wurden.

Im nächsten Bericht werdet ihr von meinem Geburtstag in Malawi, den „mid-term holidays“ und dem sich nähernden Ende von Term drei hören.

 

 

Liebe Grüße nach Deutschland!

 

Eure Tabitha