Die Zeit geht viel zu schnell vorbei!

Die Zeugnisvergabe
Die Zeugnisvergabe

Zunächst einmal noch ein Frohes Neues Jahr euch allen!

 

In den letzten Wochen ist so viel passiert, dass ich gar nicht hinterherkomme, alles aufzuarbeiten. Der erste Term wurde am 21.12.2017 geschlossen. Am Abend vorher hatten meine Projektpartnerin und ich als Abschied eine Party für alle Boarding-Mädchen veranstaltet. Wie immer wollte keiner, dass es endet und viele Mädchen haben uns angebettelt, noch ein paar Lieder zu spielen. Doch es war schon spät und alle mussten am nächsten Morgen früh raus. Da manche Mädchen auch noch sehr jung sind und noch nicht alle gepackt hatten, mussten wir die Spielverderber sein und der Party gegen 22 Uhr ein Ende setzen. So wie es mir schien, hat es aber allen sehr viel Spaß gemacht und viele „Thank you very much!“ haben mich erreicht.


Am darauffolgenden Tag wurde allen Schülerinnen das Zeugnis überreicht. Dies war ein Blatt Papier mit den Noten in Prozentzahlen für alle Fächer darauf. All diejenigen, die bestanden hatten, wurden namentlich aufgerufen und jeder Lehrer hat den drei Besten jeder Stufe die Hand geschüttelt und ihnen persönlich gratuliert. Ich fand es sehr schön anzusehen, wie glücklich und stolz manche Eltern auf ihre Kinder waren. Sie haben ihre Freude ganz offen gezeigt, sind auf ihre Kinder zugelaufen, haben sie umarmt und ihnen Süßigkeiten oder Geld gegeben. Als alle ihr Zeugnis erhalten hatten, ging es ziemlich schnell: Die Mädchen haben ihre Koffer aus den Schlafräumen geholt und sind zu ihren Eltern gegangen, wenn diese denn schon da waren. Andere sind noch zwei oder drei Mal zurückgerannt, weil sie etwas vergessen hatten und wieder andere mussten noch auf ihre Eltern warten, weil sie teilweise einen sehr langen Weg bis nach Guilleme zurückzulegen hatten. Ich fand es schön, die Eltern mancher meiner Schülerinnen kennenzulernen. Der Abschied fiel mir jedoch sehr schwer. Drei Monate lang war ich umringt von 360 Mädchen, morgens, mittags, abends und auch nachts hörte man sie und „auf einen Schlag“ waren alle weg und das gesamte Boarding war still und leer. Ich hatte gemischte Gefühle. Ich war traurig darüber, dass die Mädchen für zwei Wochen weg waren, aber ich freute mich auch sehr auf den bevorstehenden Urlaub.

 

Unser Adventskranz und die Geschenke unter dem Weihnachtsbaum
Unser Adventskranz und die Geschenke unter dem Weihnachtsbaum

Bevor es für mich aber in den Urlaub ging, kam zunächst noch Weihnachten, welches ich in Guilleme gefeiert habe. Am 24. haben meine Projektpartnerin und ich uns einen Nudelauflauf mit überbackenem Käse gekocht – natürlich auf dem Feuer, weil zu dem Zeitpunkt leider kein Strom da war. Da Käse hier sehr teuer ist und man diesen auch nur in der Hauptstadt bekommt, haben wir nicht allzu oft welchen. Der Käse war deshalb etwas sehr Besonderes für uns. Es hat super geklappt, muss ich dazu sagen! Die Geschenke unter dem Weihnachtsbaum und die Bescherung durften natürlich nicht fehlen. Als unsere Ansprechpartnerin bei den Schwestern im Oktober in Deutschland war, haben unsere Eltern ihr unsere Weihnachtsgeschenke mitgegeben, sodass wir auch etwas zum Auspacken hatten.

 

Der Weihnachtsbaum in der Kirche
Der Weihnachtsbaum in der Kirche

So wie es an Weihnachten in der deutschen Kultur „sein muss“, haben wir uns am Nachmittag einen „Sissi-Film“ angeschaut. Von 18 - 20 Uhr fand dann die Vorweihnachtsmesse statt. Die Kirche war geschmückt mit Wimpelketten und es standen ein bunt blinkender Weihnachtsbaum aus Plastik und eine Krippe mit einer Puppe als Jesuskind neben dem Altar. Ich war etwas überrumpelt, da es nicht wie in Deutschland besinnlich aussah, sondern für meinen Geschmack sehr kitschig.

 

Typisch für Malawi ging mitten in der Messe der Strom aus und die gesamte Kirche war mit einem Mal dunkel bis auf zwei Kerzen vorne am Altar. Da die Malawier aber immer auf einen „blackout“ vorbereitet sind, holten einige ihre Taschenlampen heraus und stellten diese auf. Dieser Gottesdienst wird mir in Erinnerung bleiben. Nicht nur wegen des „blackout“, sondern auch weil es vielmehr einer Feier glich denn einem besinnlichen Gottesdienst, wie ich ihn aus Deutschland kenne. Es wurde getanzt und laut mitgesungen und gerade Kinder und junge Erwachsene haben viel Stimmung gemacht. Zum Friedensgruß kam nicht „Peace“ sondern „Merry Christmas“ und ich war glücklich, einige Dorfkinder aus meiner Klasse wiederzusehen.

 

Auch der 25.12. fing mit einem Gottesdienst an. Die Kirche war proppenvoll mit Dorfbewohnern. Ebenso wie die Vorweihnachtsmesse ähnelte dieser Gottesdienst mehr einer Feier. Ich habe gemerkt, dass sich gerade die Frauen schicke Kleider angezogen haben. Am Mittag sind wir zu der amerikanischen Freiwilligen gegangen, die auch in Guilleme wohnt und sich hier sozial engagiert, und haben mit ihr Weihnachten gefeiert. Wir waren alle zusammen am Abend bei den Schwestern eingeladen, da auch die amerikanische Freiwillige mit einigen von ihnen im Krankenhaus zusammenarbeitet.

 

An diesem Abend haben wir nicht nur Weihnachten gefeiert, sondern auch zwei Geburtstage von zwei Schwestern. Es gab typisch malawisches Essen und zum Nachtisch wurde, wie es bei einer malawischen Feier üblich ist, ein Kuchen und die Geschenke übertanzt. Neben dem Kuchen gab es auch noch Eis aus der Dose. In Malawi gibt es hauptsächlich Softeis zu kaufen, deswegen war dieses Eis auch etwas Besonderes für mich. Ich habe Weihnachten sehr genossen, einerseits weil ich es bei ca. 30°C in Malawi erleben durfte, andererseits auch weil ich es in drei verschiedenen Kulturen gefeiert habe: in der deutschen, der malawischen und der amerikanischen. Jede dieser Kulturen ist anders, aber jede hat für mich etwas Besonderes an sich, was mein Weihnachten hier in Malawi verschönert hat.

 

 

Die Krippe in der Kirche
Die Krippe in der Kirche

Am 29.12.2017 habe ich mich mit einer weiteren Mitfreiwilligen, auf den Weg nach Lilongwe gemacht. Der erste Urlaub stand an und ich war voller Vorfreude, da mein Vater und mein Bruder mich besuchen kamen. Wir sind gemeinsam zum Flughafen gefahren, da auch sie Besuch von ihrer Familie bekam und unser Besuch im gleichen Flugzeug saß. Der Flughafen in Lilongwe hat eine Außenterrasse, auf der man die startenden und landenden Flugzeuge beobachten kann. Leider waren wir zu spät dran, um die Landung zu sehen – eigentlich waren wir genau pünktlich, aber das Flugzeug war 25 Minuten früher da als geplant. Trotzdem habe ich mich riesig gefreut, nach 5 Monaten meine Familie wiederzusehen und ihnen Malawi und mein Zuhause in Guilleme zeigen zu können.

 

Wir waren insgesamt für etwas mehr als eine Woche im Norden von Malawi unterwegs. Wir haben die Städte Senga Bay und Nkhata Bay am Malawisee besucht, wo wir auch Silvester gefeiert haben. Weiter sind wir auf einen Berg zu der Stadt Livingstonia, zu der Lodge „Mushroom Farm“ und zu den Manchewe Falls gefahren, welche die höchsten Wasserfälle Malawis sind. Von dort aus hatten wir einen wunderschönen Ausblick auf den Malawisee und mir ist noch einmal bewusst geworden, wie grün Malawi ist und dass das gängige Klischee, dass „Afrika“ trocken und voll von rotem Sand ist, nicht auf diesen Teil von Malawi zutrifft.

Der Sonnenaufgang über dem Malawisee in Nkhata Bay
Der Sonnenaufgang über dem Malawisee in Nkhata Bay
Entspannte Liegemöglichkeiten am Strand von Nkhata Bay
Entspannte Liegemöglichkeiten am Strand von Nkhata Bay

Die Manchewe Falls, Malawis höchste Wasserfälle
Die Manchewe Falls, Malawis höchste Wasserfälle

Weiterhin waren wir im Vwaza Marsh Wildlife Reserve. Dort konnten wir in zwei Safaris mehrere Antilopenarten, wie Impalas und Kudus, Hippos, Warzenschweine, ein Krokodil, sehr viele Büffel, die immer in Herden auftraten, und natürlich Affen sehen, die – wie es mir scheint – einfach überall sind.

 

Weiter ging unsere Reise nach Mzuzu, der größten Stadt im Norden Malawis. Dort haben wir durch Zufall in unserer Unterkunft eine weitere Freiwillige aus Deutschland kennengelernt, die in einer deutschen Bäckerei in Lusangazi nahe Mzuzu arbeitet. Da wir diese sowieso am nächsten Tag besuchen wollten, konnten wir direkt schon eine Vorbestellung unserer Wünsche machen. In Malawi wird hauptsächlich nur Weißbrot (Toastbrot) verkauft, weswegen ein Körnerbrot und Croissants eine willkommene Abwechslung für mich waren. Nach diesem Stopp haben wir die lange Fahrt nach Lilongwe auf uns genommen, wo wir auf einem „handcraft market“ wie typische Touristen ein paar Souvenirs „geshoppt“ haben.

 

Als wir am nächsten Tag in Guilleme ankamen, wurden wir von einer großen Menge Kinder überrascht, die aus umliegenden Gemeinden zusammengekommen waren, um die Bindung zum Glauben und zu Gott zu stärken. Dementsprechend gab es einen großen Außengottesdienst und mein Besuch konnte gleich mal eine dreistündige Messe miterleben. In den nächsten Tagen habe ich meinem Vater und meinem Bruder den Alltag hier und mein Leben in Guilleme sowie die nächsten Städten Kamwendo und Mchinji gezeigt. Besonders interessant wurde es für die beiden, als die Mädchen am 08.01.2018 aus den Ferien zurückkamen. Die Mädchen waren sehr überrascht, zwei große weiße Männer zu sehen, die plötzlich die Tür aufmachen und alle – die Mädchen, mein Vater und mein Bruder – waren daran interessiert, einander kennenzulernen. Ein paar Tage später musste ich mich aber auch schon wieder von ihnen verabschieden. Auch wenn es mir noch so schwer fiel, ist es ja nicht mehr lange hin, bis ich zurück in Deutschland bin – gerade auch, weil es mir so vorkommt, als würde ein Jahr hier in Malawi viel schneller herumgehen als ein Jahr in Deutschland.

 

Nachdem mein Besuch die Rückreise angetreten hatte, ging für mich sehr schnell der Alltag wieder los, da mit dem 08.01. der zweite Term angefangen hatte. Bevor es aber richtig mit dem Unterricht losging, haben meine Projektpartnerin, die „boarding mistress“ (eine der Schwestern), und ich mit einigen Mädchen einen Ausflug nach Lilongwe gemacht. Dort fand ein riesiger Gottesdienst zum Tag der malawischen Kinder statt. Nach einem Picknick, der Besichtigung des Hauses des Bischofs von Lilongwe und einem kleinen Einkauf in einem Supermarkt ging es für uns alle wieder zurück nach Guilleme. Es hat mir viel Spaß gemacht, mit den Kindern auch außerhalb des Boardings etwas unternehmen zu können und ich konnte diesen Tag wirklich sehr genießen.

 

Da ich im Unterricht das Thema Sport hatte und ich mit meinen Klassen Volleyball gespielt habe, kam nach kurzer Zeit der Wunsch vonseiten der Mädchen auf, dass die Klassen 6 (meine Klassen) gegen 7 (Die Klassen meiner Projektpartnerin) spielen sollten. Da Volleyball hier aber nicht so populär ist und wir uns nicht sicher waren, ob das alle so gut spielen können, haben meine Projektpartnerin und ich uns dazu entschieden, die Mädchen Fußball spielen zu lassen. Am „ground“, wo es ein Fußballfeld, ein Basketballfeld, ein Volleyballfeld und ein Netballfeld gibt, haben wir uns getroffen. Zwei Lehrer, jeweils einer für Standard 6 und einer für Standard 7 haben uns geholfen, die Teams zu bilden und Schiedsrichter zu sein. Die restlichen Mädchen haben ihr jeweiliges Team angefeuert und sind laut singend und schreiend um das Feld gerannt. Standard 6 hat letztendlich 3:0 gewonnen!!!!!!! Es war ein Ausnahmezustand vorhanden. Die gesamte Stufe ist im Dorf herumgerannt und hat ihren Sieg gefeiert. Es hat mich total gefreut, die Mädchen so glücklich zu sehen und es hat mich einfach angesteckt.

 


Ein weiteres sehr schönes Ereignis gab es letztens hier auf dem Boarding. Meine Projektpartnerin und ich kamen von einem Spaziergang mit der amerikanischen Freiwilligen wieder und alle Mädchen saßen in Gruppen auf dem Boarding und haben, neben dem üblichen Abendessen (Nsima mit Bohnen) Müsli gegessen. Dies war eine Spende von den Schwestern aus Kanada. Jeder hatte Spaß und auch unsere Schwestern haben sich einen Topf mit Nsima und Bohnen geholt und mit uns auf dem Boarding gegessen. So wie es hier typisch ist, essen die Menschen mit den Händen. Die Kinder sehen jedoch die Schwestern selten mit den Fingern essen, weswegen alle Kinder ganz erstaunt waren. Danach war auch beim Tanzen, wo die Schwestern ebenfalls mitgemacht haben, eine tolle Stimmung.

 


Ich freue mich schon wahnsinnig auf die nächsten Wochen. Vom 19.02. bis zum 26.02.2018 hatten wir unser Zwischenseminar, welches ebenso wie die Zwischenberichte von „weltwärts“ verlangt werden. Zu dem Seminar kamen drei ehemalige Freiwillige und eine Schwester aus Deutschland, mit denen wir auch schon die Vorbereitung durchgeführt hatten. Jetzt fangen schon die Vorbereitungen für die Exams am Ende des zweiten Terms an und dann ist schon wieder Ostern. Ich plane, auch in diesen Ferien Malawi noch näher kennenzulernen.

 

Vielen Dank für das fleißige Lesen und eure Rückmeldungen!!!

Ich freue mich immer sehr zu hören, dass mein Jahr in Malawi mitverfolgt wird!

 

Bis zum nächsten Mal

 

Eure Tabitha